Inspiration durch Vorbilder

Nach ihrem Studium zur Informatikerin (Dipl.-FH) hat Swantje in Rostock einen Job in der freien Wirtschaft angenommen. Sie ist Anfang 30 und befindet sich gerade mit ihrem zweiten Kind in der Elternzeit. Für ihren beruflichen Wiedereinstieg wünscht sie sich familienfreundliche Arbeitszeiten und die Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten. Swantje hat bereits gehört, dass MV eine gut ausgebaute schulische Informatikbildung anbietet und informiert sich nun über die notwendigen Zusatzqualifikation für allgemeinbildende Schulen. 

Möglichkeit: Sie erfährt, dass sie sich als Seiteneinsteigerin auf eine konkrete Stelle bewerben kann. Nach ihrer Zusage erhält sie eine befristete Anstellung für ein Jahr, in dieser Zeit muss sie an einer pädagogischen Qualifizierungsmaßnahme teilnehmen. Sie hat zukünftig die Chance, mithilfe weiterer Maßnahmen entfristet und verbeamtet zu werden.

Aminata sucht eine neue Perspektive. Sie hat ein abgeschlossenes Masterstudium und eine Promotion als Bioinformatikerin, investierte in den nachfolgenden Jahren viel Zeit in eine wissenschaftliche Karriere und nahm verschiedene befristete Projektstellen an, die ihr viel Freude gemacht haben - doch nun sucht sie eine langfristige Perspektive. Sie ist nun 38 Jahre und möchte einen Neuanfang in Berlin machen. 

Aminatas Weg: Berlin bietet viele Unterstützungen für Quereinsteigerinnen in den schulischen Vorbereitungsdienst. Da Aminata zwei schulrelevante Fächer studiert hat, kann sie ggf. von einer Schule direkt unbefristet eingestellt werden. Sollte dies nicht genügen, hat sie zwei Jahre Zeit, um im Rahmen berufsbegleitender Studien fachwissenschaftliche und -didaktische Anteile nachzuholen. Sobald sie den Vorbereitungsdienst erfolgreich abgeschlossen hat, erhält sie eine vollwertige Lehramtsbefähigung. 

Sabrina wusste schon immer, dass sie Lehrerin werden möchte, um ihre Schüler:innen auf ein anspruchsvolles Leben vorzubereiten. Deswegen entschied sie sich mit Anfang 20 für ein Lehramtsstudium (Sek. II) in den Fächern ev. Religion und Geschichte. Nun, mit Mitte 40, hat sich der Alltag verändert - Sabrina weiß, dass im Saarland Informatikunterricht eingeführt werden soll und sich mit dem neuen Lehramt sich ggf. auch neue Karrierechancen und Gestaltungsmöglichkeiten innerhalb der Schule uergeben können. Sie möchte sich informieren, was sie leisten muss, um Informatik als drittes Fach hinzuzunehmen.

Möglichkeit: Im Saarland wird ab Sommer 2023 die Weiterbildungsmaßnahme „Informatik - Sekundarstufe I“ angeboten. Diese richtet sich an alle Lehrkräfte, die bereits über mindestens eine Lehrbefähigung für die Sekundarstufe I verfügen (unabhängig vom Unterrichtsfach) und zusätzlich das Fach Informatik unterrichten möchten. Sabrina bewirbt sich auf diese Maßnahme in Absprache mit ihrer Schulleitung.

Birgit aus Koblenz hat direkt nach ihrer Ausbildung zur Fachinformatikerin für Systemintegration angefangen zu arbeiten. Mittlerweile verfügt Birgit über langjährige Berufserfahrung im IT-Bereich. Schon länger spielt sie mit dem Gedanken, etwas Neues auszuprobieren - sie möchte unbedingt nochmal Erfahrungen in einem Job mit tieferem Sinn machen, etwas bewirken und ihren Wissensschatz an die junge Generation weitergeben. Sie fragt sich, ob dies noch möglich ist. 

Möglichkeit: Sie bewirbt sich als Lehrkraft für Fachpraxis beruflichen Schulen und nimmt an der 18-monatigen pädagogischen Ausbildung zur Lehrkraft für Fachpraxis an Berufsbildenden Schulen teil.  Diese wird vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur - Landesprüfungsamt für das Lehramt an Schulen – geleitet und schließt mit der pädagogischen Prüfung für das Lehramt der Lehrkraft für Fachpraxis an Berufsbildenden Schulen ab. Gegebenenfalls kann sie anschließend in der Tarifgruppe A10 verbeamtet werden.

Mandy studiert nach ihrem Bachelor in Wirtschaftsinformatik momentan noch den Master in Informatik als Fernstudium, da sie aus familären Gründen mit 24 Jahren wieder zurück auf den elterlichen Hof in Bayern gezogen ist. Sie engagiert sich viel in Vereinen und gibt Programmierkurse für Mädchen am Wochenende. Das macht ihr sehr viel Spaß und sie beschließt, dies beruflich weiterzuverfolgen.

Möglichkeit: Nach ihrem Abschluss will sie deshalb nicht in die Wirtschaft, sondern den Quereinstieg in den Vorbereitungsdienst versuchen. Sie bewirbt sich für den Quereinstieg an Mittelschulen in Bayern und für die Sondermaßnahme "Informatik an Gymnasien". Dort werden jedoch nur zehn Bewerber:innen pro Jahr zugelassen.

Ecem aus Bremen hat in der Türkei Mathematik auf Lehramt studiert und promoviert. Dort hat sie einige Jahre Mathematik unterrichtet, bevor sie vor fünf Jahren nach Deutschland kam. Inzwischen hat sie ihr Deutsch C1-Zertifikat bestanden und will in Niedersachsen Informatik nachstudieren, da dies in Bremen nicht geht. Sie hat vom niedersächsischen Kultusministerium Mathematik anerkannt bekommen und mitgeteilt bekommen, dass sie in einer Ausgleichsmaßnahme 80 Creditpoints für das zweite Fach an einer Uni nachstudieren muss. Zur Ausgleichsmaßnahme gehört auch ein ca. 12-monatiger schulpraktischer Teil, in dessen Zeit ein Arbeitsverhältnis mit dem Land besteht und pädagogische und fachdidaktische Seminare am Studienseminar erfolgreich zu besuchen sind. 

Möglichkeit: Sie schreibt sich für die eine Ausgleichsmaßnahme an der Universität Oldenburg ein. In der Zwischenzeit bewirbt sie sich außerdem über das Portal "eis-online" um eine Stelle. Das Land hat bereits in Aussicht gestellt, dass Fälle wie ihre ggf. mit einer sofortigen Anstellung oder Stipendien unterstützt werden.

Zoé ist 24 und ist für ihre Fachinformatikerin-Ausbildung nach NRW gezogen. Nach einigen Berufsjahren ist sie Abteilungsleiterin, aber sie wünscht sich mehr für ihre berufliche Karriere. Da sie noch jung ist und einem zweiten Karriereweg nichts im Weg steht, überdenkt sie die Möglichkeiten mit ihrem fachlich-fundierten Hintergrund.

Möglichkeit: In Gesprächen mit befreundeten Lehrer:innen, hört sie, dass Informatik derzeit als Fach des besonderen Bedarfs eingeordnet wird und die Einstiegs- und Übernahmechancen für Berufseinsteiger:innen vielversprechend sind. Daraufhin hat sie das Bewerbungsportal für Vertretungsstellen von NRW gefunden. Sie beginnt ihre neue Karriere zunächst mit einem befristeten Teilzeit-Arbeitsvertrag, angelegt an den Tarifvertrag TV-L. Parallel bewirbt sie sich für das Teilzeitstudium "Informatik-Lehramt", in das sie, wegen der fachlichen Nähe, auch ohne Abitur aufgenommen werden kann.